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Geothermie: Weg frei für die Folgenutzung von Erdöl- und Erdgasbohrungen zur Gewinnung von Erdwärme

05.04.2019


Wie können aufgegebene Erdöl- und Erdgasbohrungen weiter genutzt werden? Welche Rolle kann die Geothermie dabei spielen und wie können solche Bohrungen zur Energiewende beitragen?

Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigt sich das Geothermieforum Niedersachsen, eine deutschlandweit einzigartige Plattform zum Erfahrungstransfer aus der Erdgas- und Erdöl- in die Erdwärmebranche. Das Geothermieforum hat jetzt drei neue Publikationen veröffentlicht: einen Bericht zur Geothermischen Nachnutzung von Bohrungen, eine Liste von Bohrungen, die möglicherweise nachnutzbar sind und eine Checkliste für privatrechtliche Verträge zur Übertragung einer Bohrung.

Der Bericht und die Checkliste geben einen Überblick über Rahmenbedingungen für eine Folgenutzung und Vereinbarungen zum Unternehmerwechsel. Der Bericht geht insbesondere auf die notwendigen rechtlichen Schritte ein, die bisher häufig als Hürde für eine Nachnutzung von Bohrungen angesehen wurden. An der neuen Bohrungsliste beteiligen sich fünf Firmen der Erdgas- und Erdölindustrie. Sie wird mindestens zweimal pro Jahr aktualisiert. Derzeit enthält sie neun Bohrungen, die möglicherweise für eine Nachnutzung in Frage kommen. Darunter sind vier Bohrungen im Landkreis Diepholz, eine in der Region Hannover und jeweils eine in den Landkreisen Oldenburg, Rotenburg, Nienburg und Uelzen.

In Niedersachsen wurden bisher mehr als 10.000 Bohrungen mit einer Tiefe von über 400 Metern niedergebracht. Sie befinden sich vor allem im niedersächsischen Erdöl- und Erdgasgürtel zwischen Sachsen-Anhalt und der niederländischen Grenze. Viele dieser Bohrungen enden in Gesteinshorizonten, die Temperaturen von deutlich mehr als 60 Grad Celsius aufweisen.

„Sie bieten im Einzelfall eine attraktive Möglichkeit für die Gewinnung von Erdwärme. So sind Investitionen und Risiken meist wesentlich geringer als bei Erdwärmeprojekten, für die eine Neubohrung notwendig wäre“, sagt Geothermie-Experte Dr. Wolfgang Wirth vom LBEG.

Beispiele für eine geothermische Nachnutzung von Erdöl- bzw. Erdgasbohrungen gibt es bereits im rheinlandpfälzischen Landau und im niederösterreichischen Neukirchen an der Vöckla. Die HeideGeo GmbH plant seit längerer Zeit eine ehemalige Erdgasbohrung im niedersächsischen Munster gemeinsam mit einer zweiten, neuen Bohrung zur Gewinnung von Wärme und Strom zu nutzen.

Das Forum wird vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie und dem Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie e. V. in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung organisiert.


Hintergrund Tiefe Geothermie:

Von tiefer Geothermie wird in der Regel bei Geothermieanlagen mit Bohrtiefen von mehr als 400 Metern gesprochen. Die meisten der derzeit in Deutschland genutzten tiefen Geothermiebohrungen sind zwischen circa 2000 und 3500 Metern tief.

Die tiefe Geothermie kann vor allem im Bereich der Wärmeversorgung einen wichtigen Beitrag zur Energiewende liefern. Sie ist klimaschonend und regenerativ. Im norddeutschen Becken werden die Potenziale der tiefen Geothermie bisher kaum genutzt. Hauptgründe hierfür sind unter anderem die hohen Bohrkosten und das so genannte Fündigkeitsrisiko. Das Fündigkeitsrisiko ist das Risiko eine Bohrung niederzubringen und beispielsweise aufgrund zu geringer Fördermenge, zu geringer Temperatur oder nicht handhabbarer Wasserqualität nicht den notwendigen Wärmegewinn daraus zu erzielen.

Pressekontakt: Heinke Traeger, Tel.: 0511 643 2274, Björn Völlmar, Tel.: 0511 643 3086

E-Mail: presse@lbeg.niedersachsen.de, Internet: http://www.lbeg.niedersachsen.de

Artikel-Informationen

erstellt am:
05.04.2019

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