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Gute Zusammenarbeit belebt Klimaschutzprojekt: Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast besucht Modellvorhaben von Landwirtschaftskammer und LBEG im Gnarrenburger Moor

18.02.2019


Wie Klimaschutz und Grünlandwirtschaft in moorigen Gebieten vereinbart werden könnten, darüber informierte sich Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast am Montag (18. Februar) bei einem Besuch auf den Flächen eines Modellprojekts, das die Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen gemeinsam mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Klenkendorf (Gemeinde Gnarrenburg/Kreis Rotenburg) betreut.

LBEG-Präsident Andreas Sikorski: „Es geht hier eigentlich um einfache Fragen: Wie feucht muss es denn sein im Gnarrenburger Moor, damit möglichst wenig Treibhausgas austritt – und wie feucht darf es denn sein, ohne dass das Vieh und der Traktor im Moor versinken und ohne dass die Pflanzen verfaulen? Das wollen wir hier gemeinsam herausfinden – und schauen, ob wir die Ergebnisse auch für andere Moorgebiete nutzen können.“

„Dank der guten Zusammenarbeit mit den Fachleuten des LBEG und den einzelnen Landwirten vor Ort sind wir dabei zu zeigen, dass durch eine individuell angepasste Wasserregulierung auf den Versuchsflächen deutliche Fortschritte in Richtung einer torf- und klimaschonenden Landwirtschaft in Moorgebieten möglich sind“, erläuterte Kammerpräsident Gerhard Schwetje der Ministerin.

Dazu sagt Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast: „Eine klimaschutzorientierte Landwirtschaft ist wichtig und hat eine hohe Priorität für mein Haus. Dieses Projekt untersucht, wie durch gezieltes Wassermanagement der Ausstoß von CO2 aus dem Moor bei gleichzeitiger Nutzung durch die Landwirtschaft reduziert werden kann – ein vielversprechender Ansatz! Ich bin sicher, dass sich hier wichtige Erkenntnisse ergeben, die für künftige Beratungen der landwirtschaftlichen Betriebe genutzt werden können.“

Angestaute Gräben sowie eine spezielle Unterflurbewässerung sind das Besondere an den Demonstrationsversuchen im Gnarrenburger Moor. Bei der Unterflurbewässerung fließt das Wasser im Frühjahr schneller aus der Fläche ab. Im Sommer dagegen fließt Wasser von den angestauten Gräben über die Drainagerohre zurück in die Torfflächen. „Durch die bessere Wassersättigung des Moorbodens vermindert sich die Torfzehrung“, beschrieb Dr. Heike Kruse-Dörgeloh, bei der LWK Geschäftsführerin der für das Modellprojekt Gnarrenburger Moor geschlossenen Kooperation, den erwarteten positiven Effekt der Wasserregulierung. „Auf diese Weise sollen weniger Treibhausgase freigesetzt und zudem die Sackungen auf den Grünlandflächen vermindert werden.“

Das Modellprojekt aus dem Landesprogramm „Klimaschutz durch Moorentwicklung“ wird je zur Hälfte aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und des niedersächsischen Umweltministeriums finanziert und läuft noch bis Mitte 2021. Bis dahin untersuchen die Fachleute der Landwirtschaftskammer und des LBEG unter anderem, wie sich die geänderten Wasserstände auf Erträge und Futterqualität, aber auch die Befahrbarkeit der Flächen auswirken.

Noch besser angepasst werden soll die Bewirtschaftung über das Düngemanagement, die Gräserauswahl und die verwendete Landtechnik. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in Beratungsempfehlungen münden, die dabei helfen, die Existenz- und Entwicklungsmöglichkeiten von landwirtschaftlichen Betrieben auf Moorstandorten zu verbessern.

Hintergrund:

Entwässerte und landwirtschaftlich genutzte Moore setzen in ganz erheblichem Ausmaß Treibhausgase frei. In Niedersachsen macht dies jährlich 10,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente aus, das sind gut zehn Prozent der landesweiten CO2-Emissionen. Die intensiv genutzten Moore Niedersachsens geben damit mehr klimaschädliche Emission ab als alle landesweit zugelassenen Pkw. 390.000 Hektar Moorfläche gibt es allein in Niedersachsen, das sind 38 Prozent der Moorfläche Deutschlands. Zwei Drittel der Moorfläche werden landwirtschaftlich genutzt, davon wiederum vier Fünftel als Grünland.

Modellprojekt Gnarrenburger Moor (Zahlen, Daten, Fakten)

Ziel: Verminderung des CO2-Austritts aus dem Moor durch kontrollierte Anhebung des Wasserstandes, Nutzbarkeit für die Landwirtschaft soll erhalten bleiben.

Tatsächliche Versuchsfläche: 15 ha.

Projektzeitraum: Dezember 2015 bis Juni 2021.

Kosten: 2,3 Millionen Euro

Finanzierung: Zu je 50 Prozent aus Landesmitteln und EU-Mitteln (EFRE-Fonds „Klimaschutz durch Moorentwicklung“).

Technische Vorrichtungen: Drainagesystem und 9 Stauwehre.

Wassereinsatz: 2018 wurden auf einer Fläche von 0,7 ha 2.300 Kubikmeter Wasser durch Unterflurbewässerung zugeführt.

Untersuchungen: Es werden hydrologische (z.B. Graben- und Grundwasserstände), pedologische (z.B. Torfeigenschaften, Tragfähigkeit) und agronomische Kenngrößen (z.B. Futterqualität, Erträge) herangezogen. Angepasste Bewirtschaftungsmaßnahmen werden ebenfalls getestet (z.B. Gräsermischungen, Landtechnik). Ab 2019 werden an einem Standort auch Messungen zur CO2-Abgabe durchgeführt.

Zwischenergebnis: Mit der Unterflurbewässerung können die Moorwasserstände deutlich angehoben werden: auf 40 cm unter Flur gegenüber 90 cm unter Flur auf einer unbehandelten Vergleichsfläche. Im Trockenjahr 2018 wurden positive Auswirkungen auf den Flächenertrag festgestellt.

Endergebnis: Abschließende Feststellungen sind erst nach 2020 zu erwarten.

Kooperationspartner: LBEG, LWK und 39 Landwirte im Arbeitskreis der örtlichen Kooperation.


Pressekontakt: Heinke Traeger, Tel.: 0511 643 2274, Björn Völlmar, Tel.: 0511 643 3086

E-Mail: presse@lbeg.niedersachsen.de, Internet: http://www.lbeg.niedersachsen.de


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