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Forschungsbohrung des LBEG bei Rehburg erfolgreich abgeschlossen – Bohrkern ermöglicht neue Erkenntnisse zur Geologie der Unterkreide

Kernbohrung, Rehburg Tonstein, Unterkreide, erbohrt   Bildrechte: LBEG/Eike Bruns
Bei der Kernbohrung bei Rehburg sind auch die typischen Tonsteine der Unterkreide erbohrt worden.

Wie hat sich das Fluss- und Delta-System, das sich in der Kreidezeit vom Osterwald im Süden über den Deister und die Bückeberge bis in den Bereich der Rehburger Berge im Norden erstreckt hat, geologisch entwickelt? Um dieser Frage nachzugehen, hat das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) zwischen Dezember 2020 und Februar 2021 rund anderthalb Kilometer westlich von Rehburg im Landkreis Nienburg eine 197 Meter tiefe Seilkern-Bohrung abgeteuft.

„Das aus den regionalen geologischen Modellen von unserem Team prognostizierte Vorprofil wurde in der Bohrung mit nur geringer Abweichung bestätigt.“ freut sich Alexander Engeler, beim LBEG verantwortlich für die Bohrung. In den obersten 14 Metern wurden sandige Ablagerungen des Quartärs durchteuft. Darunter folgen dunkle Tonsteine der Bückeberg-Gruppe („Wealden“, Berriasium, Unterkreide) und im tiefsten Teil der Bohrung Tonmergelsteine, die vermutlich bereits der Münder-Formation („Serpulit“, Norddeutscher Malm) zuzurechnen sind. In der Abfolge der Bückeberg-Gruppe wurden die für den „Wealden“ typischen dunklen Tonsteine mit häufigen, geringmächtigen Einschaltungen von Muschelschilllagen angetroffen. Daneben konnten zwei getrennte Sandsteinbänke von wenigen Meter Mächtigkeit und ein circa 50 Zentimeter mächtiger kohliger Tonstein erbohrt werden. In diesem rund 30 Meter umfassende Bereich der Bohrung sind vermutlich die erhofften Ablagerungen des Delta-Systems erbohrt worden, die nun Gegenstand weiterer Untersuchungen sind. Zusammen mit den Informationen aus umliegenden Aufschlüssen und Tiefbohrungen können dann die Ablagerungsbedingungen dieser ehemaligen Küstenregion rekonstruiert werden und modellhaft für die an anderen Stellen im Untergrund vorkommenden Sandsteine der Unterkreide stehen.

Arbeiten, Bohrplatz, witterungsbedingte Verzögerungen   Bildrechte: LBEG/Alexander Engeler
Rund drei Monate dauern die Arbeiten auf dem Bohrplatz an, die auch witterungsbedingte Verzögerungen erfahren.

Nach Fertigstellung der Bohrung wurden vom Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) umfangreiche geophysikalische Messungen im Bohrloch vorgenommen, um gesteinsphysikalische Daten der angetroffenen Schichten zu erhalten. Nach Abschluss der Bohrlochmessungen wurde ein Fördertest auf mögliche grundwasserführende Schichten durchgeführt. Die bei dem Fördertest beobachteten Zuflüsse waren allerdings zu gering, um eine ausreichende Menge an Wasser für die geplante Beprobung des Grundwassers zu entnehmen.

Aus dem erbohren Abschnitt der Unterkreide konnte erfolgreich eine nahezu vollständige Kernstrecke gewonnen werden. Dieser wird demnächst im Nationalen Bohrkernlager für kontinentale Forschungsbohrungen in Berlin-Spandau geöffnet, detailliert beschrieben, dokumentiert und für weitere Untersuchungen beprobt. Die Ergebnisse dieser Arbeiten liefern wertvolle geologische Grundlagendaten und tragen zum Verständnis der geologischen Entwicklung Niedersachsens bei.

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