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erstellt am:
26.08.2024
Zwei Wochen vor dem großen Jubiläum „500 Jahre Bergbehörde“ hat das historische Amtshaus des früheren Oberbergamtes in Clausthal-Zellerfeld ein neues Exemplar der bekannten Harzer Hinweistafeln erhalten. Grund: Die alte Tafel hatte sich im Laufe der Zeit farblich stark verändert und musste ausgetauscht werden. Dies hat das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) zum Anlass genommen, auch den Inhalt der Tafel zu verändern.
Der Text informiert über das Dienstgebäude, aber auch über den Oberbergrat Herbert Dennert (1902 bis 1994), den Erfinder und Namensgeber dieser markanten und einzigartigen Tafeln, die in vielen hundert Exemplaren überall im Harz zu finden sind (die Tafeln werden bis heute vielfach „Dennert-Tanne“ genannt). Dennerts Verdienste in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als Bewahrer und Erforscher der Harzer Montangeschichte werden auf der neuen Tafel gewürdigt. Er war unter anderem Autor zahlreicher Publikationen und langjähriger Vorsitzender des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins.
Eine durch das LBEG in Auftrag gegebene historische Untersuchung zur Geschichte der Vorgängerbehörde, des Oberbergamtes in der Zeit des Nationalsozialismus, brachte Einzelheiten über Herbert Dennerts Leben vor Kriegsende zutage. Er war überzeugter Nationalsozialist und schon 1932, also vor der so genannten Machtergreifung, in NSDAP und SA eingetreten. Im Zuge der Entnazifizierung war er von 1945 bis 1950 als „aktiver Nationalsozialist“ aus dem Dienst und dem Beamtenverhältnis entfernt worden – als einziger Beamter des höheren Dienstes am Oberbergamt.
LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier erklärt zu der neuen Tafel: „Wir wollen gerade mit Blick auf unser 500-jähriges Jubiläum auch mit diesem Teil unserer Geschichte, zu dem Herbert Dennert gehört, transparent umgehen. Bei allen Verdiensten Dennerts darf seine Vergangenheit vor dem Kriegsende nicht verschwiegen werden.“
Die neue Hinweistafel wurde von LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier zusammen mit der Vorsitzenden des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins (OGMV), Barbara Diedrich, sowie Thomas Gundermann enthüllt, der beim OGMV für die Wartung und Pflege der allein in Clausthal-Zellerfeld mehr 200 Exemplare zählenden Dennert-Tannen zuständig ist.
Weitere Infos:
Der Originaltext der neuen Tafel lautet:
„Amtshaus
des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie,
des früheren Oberbergamtes. Dieses Gebäude wurde unter der
Amtsführung des Berghauptmanns Heinrich Albert von dem Busche
in den Jahren 1726-1730 errichtet, anstelle des 1725 abgebrannten
Vorgängerbaus. Viele bedeutende Persönlichkeiten waren hier zu Gast,
so auch Johann Wolfgang von Goethe im Jahre 1777 während seiner ersten Harzreise.
Die in der Harz-Region vielfach zu findenden Hinweistafeln wie diese gehen auf den Oberbergrat Herbert Dennert (1902-1994) zurück. Er hat sich in der Nachkriegszeit bleibende Verdienste als Erforscher und Bewahrer der Harzer Montangeschichte erworben – so auch als langjähriger Vorsitzender des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins.
Eine 2019 erschienene Studie zur Geschichte des Oberbergamtes in der NS-Zeit beleuchtet auch den Lebensweg Dennerts vor 1945. Er war schon 1932 in die NSDAP und in die SA eingetreten und leistete nach eigener Aussage 1932/33 „aktiven SA-Dienst“ in Berlin. Seit 1938 war Dennert im Oberbergamt beschäftigt, im Zuge der Entnazifizierung nach Kriegsende wurde er als „aktiver Nationalsozialist“ eingestuft und für fünf Jahre aus dem Dienst und aus dem Beamtenverhältnis entfernt. Die besagte Studie ist im Niedersächsischen Jahrbuch für Landesgeschichte (Ausg. 2019) erschienen und im Internet unter www.historische-kommission.niedersachsen.de abrufbar.“
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