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erstellt am:
05.12.2025
Böden sind nicht statisch, sondern unterliegen vielfältigen Einflüssen. Diese Veränderungen lassen sich auch nach tausenden von Jahren noch erkennen, weswegen am heutigen Welttag des Bodens der Archivboden zum Boden des Jahres 2026 gekürt wird.
Ob klimatische Veränderungen oder menschliche Eingriffe: Die Geschwindigkeit der Veränderungen von Böden variiert stark von wenigen Momenten bis hin zu Jahrtausenden. „Alle Böden sind deshalb Zeugnisse der natürlichen Entwicklung von Landschaften und Ökosystemen und ihrer anthropogenen Veränderungen“, sagt Dr. Robin Stadtmann, Bodenspezialist beim Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). „Sie spiegeln damit unsere Natur- und Kulturgeschichte wider“, so der Bodenschützer.
Für die Gesellschaft liegt ein großer Wert der Archivfunktion von Böden in der Möglichkeit, Informationen über die Vergangenheit zu gewinnen und daraus unter anderem Schlüsse für die Gegenwart und zukünftige Entwicklungen ziehen zu können. „Aus der Vergangenheit lernen für die Zukunft, ist ein in den Geowissenschaften gern verwendeter Slogan“, erklärt Dr. Robin Stadtmann.
Das LBEG als niedersächsische Bodenschutzfachbehörde verfügt über besonders viele Informationen von den bis zu 30 Meter mächtigen Lössprofilen im Bergland mit hunderttausende Jahre alten „Paläoböden“ aus den letzten Kalt- und Warmzeiten über die Sedimente des Ausbruchs des Laacher-See-Vulkans vor circa 13.000 Jahren bis hin zur Bildung der Moore nach der letzten Eiszeit, den in ihnen enthaltenen Pollen der früheren Vegetation und der tiefgreifenden Umgestaltung der Landschaften durch den Menschen. Diese unglaubliche Fülle von Informationen gilt es zu erhalten und zu entschlüsseln, denn das Problem ist: Wird ein Archivboden einmal tief umgegraben oder die sogenannte Horizontierung des Bodens anderweitig verändert, ist die Information häufig für immer verloren. Das LBEG hat die Archivböden deshalb in Niedersachsen kartiert. Fast 600.000 Hektar umfassen sie in der Kulisse besonders schutzwürdiger Böden. Daraus wird deutlich, dass es nicht den einen Archivboden gibt, sondern eine große Vielzahl davon.
Um die Verbreitung bestimmter Archivböden zu erfassen, muss man übrigens nicht immer in die Tiefe gehen. Einige Archivböden sind an charakteristische Oberflächenformen geknüpft, so dass sie in hochauflösenden, digitalen Geländemodellen zu erkennen sind. Diese aus sogenannten Laserscan-Daten erzeugten Modelle macht sich das LBEG zunutze, um die Böden noch genauer zu kartieren. Aktuell werden in einem Projekt ausgewählte Formen flächenhaft für ganz Niedersachsen aus den Geländemodellen extrahiert, um die Datengrundlagen weiter zu verbessern.
Wichtige Partner für die Arbeiten zur Archivfunktion und zum Schutz der Archivböden sind das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege, das Niedersächsische Forstplanungsamt und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
Pressekontakt: Eike Bruns, Tel.: 0511 643 2274, Björn Völlmar, Tel.: 0511 643 3010,
E-Mail: presse@lbeg.niedersachsen.de, Internet: http://www.lbeg.niedersachsen.de