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erstellt am:
26.09.2025
Schulenburg bei Pattensen (Region Hannover) liegt bekanntlich an der Leine. Dass es aber vor rund 200 Millionen Jahren am oder im Meer gelegen hätte, ist weniger bekannt und Inhalt einer geologischen Untersuchung, die jetzt das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) vornimmt.
Dafür starten kommende Woche die Arbeiten für eine Bohrung an der Bundesstraße 3 zwischen Pattensen und Elze westlich von Schulenburg. 350 Meter tief soll die Kernbohrung werden, mit der die etwa 205 bis 180 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten von der ausgehenden Keuper-Zeit bis in die späte Unterjura-Zeit geologisch erkundet werden sollen. „Diese Schichten sind in Niedersachsen bisher nur an ganz wenigen Stellen zugänglich“, erklärt Dr. Rüdiger Koch, der beim LBEG das Projekt mit verantwortet, die Bedeutung der Bohrung. Sie ist Bestandteil der Geologischen Landesaufnahme, mit der das Landesamt in seiner Funktion als Staatlicher Geologischer Dienst von Niedersachsen den Untergrund landesweit und systematisch untersucht und die Ergebnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Die gewonnenen Daten liefern wichtige Grundlagen über die Zusammensetzung der Gesteine und die erdgeschichtliche Entwicklung einer Region.
Ziel ist es, mit Hilfe der Kernbohrung eine vollständige und ungestörte Schichtenfolge zu gewinnen. Diese vermutlich aus Tonsteinen und einzelnen Sandsteinlagen bestehende Gesteinsabfolge soll am LBEG detailliert charakterisiert und im Hinblick auf die geologische Entstehung interpretiert werden. Dazu werden die einen Meter langen Bohrkerne mit zehn Zentimeter Durchmesser später im Gesteinslabor unter anderem auf gesteinsspezifische Details wie zum Beispiel Sedimentationsstrukturen, Fossilien oder Spuren von ehemaligen Lebewesen analysiert.
Die LBEG-Experten erhoffen sich, damit unter anderem genauere Erkenntnisse zu gewinnen, wie es in der Region zur Zeit der Dinosaurier aussah. Nach bisherigem Kenntnisstand gab es dort einen Küstenbereich mit einem weitläufigen Flussdelta, der nach und nach von einem Meer überschwemmt wurde, in dem Ammoniten lebten. Diese Entwicklung hinterließ unterschiedliche Sedimentgesteine. Sandsteine entstanden zumeist festlandsnah, etwa im Strandbereich oder im Bereich der Flüsse innerhalb des Deltas. Tonsteine hingegen lagerten sich eher im tieferen Meeresbecken ab. Wie konkret sich diese Landschaftsänderung im Raum Hannover-Hildesheim vollzogen hat, welche Rückschlüsse die Tonsteine auf die Umweltbedingungen des ehemaligen Unterjura-Meeres zulassen und welche fossilen Reste oder Lebensspuren sie enthalten, werden die Geologen des LBEG genauer untersuchen.
Neben der geologischen und mineralogischen Bearbeitung des Bohrkerns wird auch das Bohrloch mit zahlreichen geophysikalischen Messungen untersucht. Diese Methoden liefern weitere Hinweise auf die Gesteinseigenschaften der erbohrten Schichtenfolge. Einen Teil der geophysikalischen Bohrlochvermessung übernimmt das LIAG-Institut für Angewandte Geophysik in Hannover.
Die neuen Erkenntnisse dienen auch zur Validierung und Verbesserung geologischer Karten und 3D-Modelle. Damit bilden sie eine unverzichtbare Basis für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem geologischen Untergrund.
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Pressekontakt: Eike Bruns, Tel.: 0511 643 2274, Björn Völlmar, Tel.: 0511 643 3010,
E-Mail: presse@lbeg.niedersachsen.de, Internet: http://www.lbeg.niedersachsen.de