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Multitalent Ackerboden

Vielerorts sind die Maisfelder mittlerweile abgeerntet. Auf einigen Äckern liegen bereits die Zuckerrübenmieten. Viele Menschen waren im Spätsommer und beginnenden Herbst draußen unterwegs und bekamen mit, was auf den Ackerböden in Niedersachsen alles los ist. Die Ernte in den vergangenen Monaten führte vielen Menschen wieder eine wichtige Funktion unserer Böden besonders vor Augen: Sie sind die Grundlage unserer Nahrungsmittelproduktion. Über 90 % unserer Nahrungsmittel hängen direkt vom Boden ab [1].
Ackerbodenlandschaft   Bildrechte: LBEG

Abbildung 1: Aktueller Eindruck der Kulturlandschaft aus dem niedersächsischen Bergland.

Foto: R. Stadtmann/LBEG.

Über die Produktion von Nahrungsmitteln hinaus haben die Böden aber weitere wichtige Funktionen: Sie sind echte Multitalente.

Zum Beispiel schützen unsere Böden das Grundwasser: Sie halten Nähr- und Schadstoffe zurück und filtern damit das Sickerwasser, sodass wir unbelastetes und sauberes Wasser trinken können. Der Boden gibt den Pflanzen die Nährstoffe, die sie zum Wachstum brauchen. Wie ein Schwamm speichern Böden außerdem Niederschlagswasser und sorgen damit dafür, dass nicht zuviel Wasser auf einmal in den Gewässern ankommt. Intakte Böden verhindern und verringern damit Hochwasserereignisse. Das Wasser stellen sie für die Vegetation zur Verfügung – eine Funktion, die im Zuge des Klimawandels immer mehr Bedeutung gewinnt.

Mit Blick auf den Klimawandel ist außerdem wichtig, dass der Boden einer der größten Kohlenstoffspeicher weltweit ist und damit eine zentrale Rolle im Klimasystem spielt.

In einem Teelöffel Bodenmaterial befinden sich viele Millionen winzige Lebewesen, zum Beispiel Bakterien [2, 3]. Hinzu kommen deutlich größere Lebewesen, die wir auch mit bloßem Auge sehen können – vom Regenwurm bis zum Maulwurf. Der Boden ist der artenreichste Lebensraum unseres Planeten, sehr viele Lebewesen verbringen zumindest einen Teil ihres Lebens im Boden [4]. Wie viele und welche Lebewesen im Boden leben, hängt auch von der Art der menschlichen Nutzung ab. Ein sorgsamer Umgang mit den Böden trägt zur Sicherung der biologischen Vielfalt bei.

Ackerböden sind darüber hinaus auch Zeugen der Natur- und Landschaftsgeschichte sowie unserer Kultur, wie das LBEG in der vorangegangenen Folge dieser Reihe zum Ackerboden zeigte

Was Böden leisten

An einem konkreten Beispiel im Landkreis Peine wird deutlich, warum der Boden ein wahrer Alleskönner ist. Es handelt sich um einen schluffig- bis tonig-sandigen Ackerboden, der bereits eine lange Bodenentwicklung erfahren hat (Hintergrundinfos für Bodenkundler/innen hier). Das wird auch anhand der unterschiedlich gefärbten Bereiche und Muster deutlich, die auf dem folgenden Bild zu sehen sind.

Tabelle Bänderparabraunerde   Bildrechte: LBEG
Abbildung 2: Bodenprofil aus dem Landkreis Peine. In der Fachsprache wird dieser Boden als Bänderparabraunerde bezeichnet. Weitere fachliche Infos zu diesem und weiteren Böden finden Sie in unserer Online-Veröffentlichung „Böden in Niedersachsen“.

Bei einem ergiebigen Regen bieten die vielen Poren, die den Boden durchziehen, allein bis in einen Meter Tiefe kurzfristig Raum für bis zu 450 Liter Wasser pro Quadratmeter. So puffert der Boden den Niederschlag ab und gibt einen Teil des Wassers nach und nach an das Grundwasser, Fließgewässer oder die Vegetation weiter. Damit zählt er unter den niedersächsischen Böden zu den besten Regulatoren im Wasserhaushalt. Mehr als 100 Liter Wasser pro Quadratmeter speichert der Boden so, dass es für die Pflanzen auch für längere Zeit zur Verfügung steht.

Auch die Rolle als Kohlenstoffspeicher lässt sich beziffern: In einem Hektar dieses Bodens ist ein Vorrat von ca. 50 Tonnen Kohlenstoff enthalten.

Die Multifunktionalität von Böden hat das LBEG in sogenannten Netzdiagrammen veranschaulicht, welche die unterschiedliche Ausprägung der Bodenfunktionen zeigen. Diese können für jeden Boden in Niedersachsen aufgerufen werden. Dabei wird deutlich: Böden erfüllen die Funktionen sehr unterschiedlich, was aus der großen Vielfalt der Böden resultiert.

Netzdiagramme   Bildrechte: LBEG
Abbildung 3: Drei sehr unterschiedliche Ackerböden, deren Bodenfunktionen entsprechend sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Sie haben Interesse, wie ein solches Diagramm bei Ihnen vor Ort aussieht? Das LBEG stellt die bodenkundlichen Netzdiagramme auf dem NIBIS®-Kartenserver bereit. Zum wissenschaftlichen Hintergrund schauen Sie in unsere Geofakten 40.

Ein unverzichtbarer Teil des Ganzen

Wie wichtig diese Multifunktionalität der Böden ist, wird uns in unserem alltäglichen Leben nur selten bewusst. Dabei gibt es in so vielen Wirtschafts- und Lebensbereichen Schnittstellen zum Boden. Diese Verbindungen werden in der folgenden Abbildung beispielhaft aufgezeigt.

Schnittstelle Boden   Bildrechte: LBEG
Abbildung 4: Die vielen Verbindungen des Bodens zu unterschiedlichen Themengebieten. Verändert nach [5].

Den Boden nicht unter den Füßen verlieren!

Viel zu oft bleiben diese wichtigen Funktionen der Böden unbemerkt – und somit auch der Verlust von Ackerböden, den wir jedes Jahr zu verzeichnen haben. Damit und mit weiteren Empfindlichkeiten der Ackerböden befasst sich die nächste und letzte Folge dieser Reihe zum Boden des Jahres.

Weitere Einblicke

Ein bundesweiter Blick auf den Ackerboden wird durch das BMEL bereitgestellt.

Einblick in einen besonderen Ackerboden und seine vielfältigen Funktionen bietet die virtuelle Ausstellung zum Lössboden der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe.

Eine Reise mit dem Boden durch das Jahr und die unterschiedlichen Feldfrüchte ermöglicht unser Internetauftritt zum Bodenbewusstsein.

Symbolbild Ackerboden Bildrechte: LBEG

Ackerböden speichern auch viel Wasser.

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Dr. Robin Stadtmann

Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie
Stilleweg 2
30655 Hannover
Tel: +49-(0)511-643-3901

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