Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie Niedersachsen klar Logo

Auch ohne Bergdankfest: LBEG zeigt zahlreiche Nachbergbauaktivitäten auf

Online-Gesprächsrunde, LBEG, Altbergbau Bildrechte: LBEG/Eike Bruns
Online-Gesprächsrunde des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) zum Thema Altbergbau.

Auch dem Bergdankfest hat Corona einen Riegel vorgeschoben. Dennoch wollte das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) diese gut 400 Jahre alte Feier, an der traditionell am Samstag vor Rosenmontag unter anderem den verstorbenen Bergmännern des vergangenen Jahres gedacht wird, nicht völlig unbemerkt verstreichen lassen. In einer virtuellen Gesprächsrunde, zu der das LBEG einige Gäste aus der Montanhistorik eingeladen hatte, ging es dabei weniger um den Bergbericht und die Unfallstatistik von 2020. Im Mittelpunkte standen vielmehr ganz aktuelle Tätigkeiten im Nachbergbau.

Klaus Söntgerath, Abteilungsleiter Bergbau, erörterte eingangs der Gesprächsrunde, dass das LBEG das Thema Nach- oder Altbergbau vor allem unter dem Gesichtspunkt der Gefahrenabwehr behandle. Dabei gehe es darum, dass von alten und verlassenen Grubenbauen vorwiegend an der Oberfläche keine Gefahren mehr ausgehen dürfen und sie entsprechend saniert werden müssen. „Corona hat uns dabei vergangenes Jahr ausgebremst“, sagte Söntgerath. Die Befahrungen der Verdachtsflächen und Baustellen war nur im eingeschränkten Maße möglich. „Wir konnten gewissermaßen die Pflicht erledigen, aber leider nicht die Kür“, so der Abteilungsleiter.

Dabei zieht die Gefahrenabwehr so viel Aufmerksamkeit des LBEG auf sich wie noch nie, wie der zuständige Referatsleiter Jens von den Eichen erklärte. „Vom Harz bis an die Grenze von Hamburg sind wir derzeit in ganz Niedersachsen unterwegs“, fasste er zusammen. Wobei so etwas wie das zu sanierende ehemalige Braunkohlebergwerk Robertshall im Raum Hamburg durchaus zu den Kuriositäten gehöre. Dass die Armut und der Rohstoffbedarf nach dem Ersten Weltkrieg so groß waren, dass magere Braunkohlevorkommen zudem auch noch untertägig ausgebeutet wurden, könne man sich in heutigen Wohlstandzeiten kaum noch vorstellen.


Ronny König, Prokurist der bauausführenden Firma MST Mansfeld, Schlägelspruren, First, Johannesstollen Bildrechte: LBEG/Eike Bruns
Ronny König, Prokurist der bauausführenden Firma MST Mansfeld zeigt Schlägelspruren am First des Johannesstollen.

Als Mann vor Ort erzählte Thomas Finkeldey von den zahlreichen Baustellen des LBEG, in die auch dieses Jahr wieder landesweit mehrere Millionen Euro fließen werden. Die größten Aufgaben müssten nach wie vor im Harz bewältigt werden. Entsprechend erinnerte Finkeldey an das Highlight des vergangenen Jahres: Die Wiederentdeckung des Johannesstollens in Clausthal-Zellerfeld. Bei der Sanierung des Schachts Silberkrone stießen die Bergleute auf den alten Wasserlösungsstollen, der fortwährend für neue Entdeckungen wie längst vergessene Schächte oder Grubenbaue sorgt.

Der Stollen stammt mindestens aus dem 16. Jahrhundert, ist aber eventuell sogar mindestens zwei- bis dreihundert Jahre älter, wie Dr. Katharina Malek von der Arbeitsstelle Montanarchäologie im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege erklärte. Solche Entdeckungen, die das LBEG bei Sanierungsarbeiten mache, seien unglaublich wertvoll für Montanarchäologen. Malek lobte daher noch einmal ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit dem LBEG.

Unterdessen blickte Finkeldey voraus, dass es beim Johannesstollen noch einiges zu entdecken gäbe. Vielmehr würde es sich aber auch anbieten, den Grubenbau dauerhaft offen zu halten, um eine Vielzahl von bekannten und noch unbekannten Schächten von unten zu erreichen, um sie sanieren zu können.

Worte, die Ulrich Reiff vom Oberharzer Bergwerksmuseum gerne hörte. Gerade im Kontext des Unesco-Welterbes im Harz mit der Stiftung Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft, zu der auch das Museum gehört, wäre die Sicherung dieses historischen Bauwerks sehr wertvoll. „Auch, wenn mir klar ist, dass wir den Stollen keiner breiten Öffentlichkeit zugänglich machen können“, fügte Reiff an. Zunächst gelte es für sein Haus ohnehin, sich auf andere Baustellen zu konzentrieren. So stünde dieses Jahr die weitere Sanierung des Schaubergwerks an sowie der noch länger andauernde Umbau des Museums, so dessen Leiter.

Dabei seien es nicht nur einige zentrale Stätten, auf die man sich konzentrieren dürfe, so Thomas Gundermann, Vorsitzender des Oberharzer Geschichts- und Museumsverein. „Wir müssen noch viel mehr begreifen, die Spuren des Bergbaus im Oberharz als Flächendenkmal zu begreifen“, sagte Gundermann. Obschon es einige Projekte gebe, die ganz konkret für die Öffentlichkeit erlebbar gemacht werden sollen. Den Thurm Rosenhof wieder befahrbar zu machen für eine „museale Erlebbarkeit“, so der Vereinsvorsitzende, sei ein solches Projekt.

Das liegt auch Jürgen Alich besonders am Herzen. Der stellvertretende Clausthaler Betriebshofleiter der Harzwasserwerke ist seit Jahrzehnten hauptberuflich wie ehrenamtlich eine Haupttriebfeder, alte Bergbaustätten wieder erlebbar zu machen – wie eben die Rosenhöfer Radstuben bei Clausthal. Doch auch weiter das Innerstetal hinab im Wildemann liegen noch einige Herzensangelegenheiten von Alich. So wäre seiner Meinung nach perspektivisch eine dauerhafte Tour durch den 13- und den 19-Lachter-Stollen ein großer Besuchermagnet.

Eine Meinung, der sich Thomas Finkeldey anschloss. Bis dahin gelte es aber noch viel zu sanieren. Und das mit durchaus moderneren Verfahren. Bisher wurden Schächte konventionell aufgewältigt und anschließend mit Betonplomben dauerhaft verwahrt. Das Verfahren ist teuer und langwierig. Es bietet sich als Alternative die Verpressung der vorhandenen Füllsäule mit Beton an. Das potenziell günstigere Verfahren zeige aber, dass unkontrollierte Betonabflüsse die Maßnahme verteuern und erheblich verzögern. Es stehen aber moderne wasser- und umweltverträgliche Baustoffe zur Verfügung mit denen unkontrollierte Betonabflüsse unterbunden werden können. Diese Baustoffe sollen jetzt auf den vorhandenen Baustellen erprobt werden. Insbesondere die Baustelle Silberkrone/Johannisstollen, so Finkeldey, biete die Möglichkeit, die Wirksamkeit dieser Baustoffe zu testen, da sowohl der Bereich übertage, als auch untertage zugänglich ist und kontrolliert werden kann.

Diesen Aspekt nutzten Alich und er für einen kleinen fachlichen Exkurs wie umweltverträglich neuere Sanierungsmethoden sind.

Abschließend diskutierte die Runde noch über das größte Montanbauwerk im Harz, den Ernst-August-Stollen. Beispiele aus Sachsen hätten gezeigt, wie wichtig die Sicherung eines solchen Wasserlösungsstollens sei. Immerhin führt der Ernst-August-Stollen rund 40 Kilometer und bis zu knapp 400 Meter tief unter den ehemaligen Revieren des westlichen Harzes entlang. Dabei waren sich alle Gesprächsteilnehmer darüber einig, dass eine weitergehende Untersuchung des Ernst-August-Stollen zu dessen dauerhaften Sicherung nötig ist.

Artikel-Informationen

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln