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Erstes Tiefengeothermievorhaben in Niedersachsen vor der Umsetzung - LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier: „Ahnsbeck kann ein Vorzeigeprojekt werden“

Das Bild zeigt drei Personen: Sven Krueger, Geschäftsführer von Baker Hughes, LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier und SVO-Geschäftsführer Holger Schwenke (v.li.), die vor einem Bohrturm stehen.   Bildrechte: LBEG/Eike Bruns
Sven Krueger, Geschäftsführer von Baker Hughes, zeigt LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier und SVO-Geschäftsführer Holger Schwenke (v.li.) die Bohranlage in Ahnsbeck.

„Wir sind nirgendwo in Niedersachsen so weit wie hier.“ Carsten Mühlenmeier, Präsident des Landesamtes für Bergbau, Energie und Gelogie (LBEG) macht bei seinem Besuch auf der Bohranlage bei Ahnsbeck (Landkreis Celle) deutlich, dass gut zwölf Kilometer östlich der Residenzstadt das erste Tiefengeothermie-Projekt im Bundesland Wirklichkeit werden könnte. Die Firma Baker Hughes hat dort in rund 2500 Metern Tiefe Gesteinsschichten angetroffen, die Temperaturen von 113 Grad Celsius aufweisen. Diese Wärme soll perspektivisch zum Beispiel für das Beheizen von Gebäuden genutzt werden.

„Mittlerweile haben wir 42 Erlaubnisse zur Aufsuchung von Erdwärme erteilt, 32 davon in Niedersachsen“, erklärt Mühlenmeier, dessen Behörde auch für Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen zuständig ist. Doch bislang ist noch nirgends absehbar, ob und wann sich daraus ein erfolgreiches Tiefengeothermie-Projekt entwickelt.

Mit einer Erlaubnis, die das LBEG als Bergbehörde erteilt, hat ein Unternehmen zunächst einmal nur das Recht, nach einem bestimmten Bodenschatz suchen zu dürfen. Doch im Laufe der Zeit kristallisiert sich in der Regel heraus, ob und wie solche Vorhaben technisch umgesetzt werden können. Oftmals steht aber gerade bei der Tiefengeothermie das sogenannte Fündigkeitsrisiko als große Hürde im Weg. Ob die Gesteinsschichten in großer Tiefe genügend hohe Temperaturen führen und ob sich diese auch fördern lassen, lässt sich erst feststellen, wenn es entsprechende Bohrungen gibt, für die in der Regel zweistellige Millionenbeträge investiert werden müssen. Das sei oftmals ein Hemmschuh.

„Doch hier ins Ahnsbeck ist es genau andersherum“, stellt der LBEG-Chef fest. Die Bohrung sei da und zeige sehr gute Ergebnisse. „Hier steht jetzt nahezu unendlich viel Energie zur Verfügung“, so der Behördenleiter, „Ahnsbeck kann ein Vorzeigeprojekt werden.“ Das Fündigkeitsrisiko spiele im Prinzip keine Rolle mehr, jetzt gehe es vielmehr darum, die Wärme zum Endverbraucher zu bringen. Grund genug für ihn, sich das Projekt vor Ort anzuschauen. Das nutzten gleich auch Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums, der das Projekt begleitenden Uni Göttingen, von Stadt und Landkreis Celle sowie des örtlichen Energieversorgers SVO, um ebenfalls bei dem Besuch dabei zu sein.

Gastgeber Prof. Dr.-Ing. Sven Krueger pflichtet dann auch gleich der Einschätzung von Carsten Mühlenmeier bei. „Wir haben hier alles auf den Kopf gestellt und das Fündigkeitsrisiko beseitigt. Das ist einmalig für Energieversorger“, sagt der Geschäftsführer der Baker Hughes INTEQ GmbH. „Unser Projekt DemoCELL hat bisher alle Erwartungen übertroffen“, so Krueger weiter.

Das untermauert Dr. Oliver Höhne, Projektleiter bei Baker Hughes, mit Zahlen. „Wir haben 113 Grad Celsius Reservoirtemperatur“, erklärt er. Unter durchschnittlichen Bedingungen wären in 2500 Meter Tiefe eher nur 75 Grad Celsius zu erwarten. Durch die vielen Test von Bohrgerätschaften, die Baker Hughes an dieser Stelle schon vorgenommen habe, hätten die Experten schon eine Ahnung gehabt, auf einem Hot Spot zu stehen. Doch die jetzigen Ergebnisse waren so nicht zu erwarten.

Dr. Matthias Franz von der Uni Göttingen, die das Projekt als Forschungspartner begleitet, erläutert, warum die Werte so gut ausfallen. Im Untergrund erstrecke sich an dieser Stelle eine mehr als 40 Meter mächtige Schicht aus Rhätsandstein, die besonders geeignet ist für Tiefengeothermie und die nur wenige Kilometer weiter südlich nicht mehr in dieser Qualität anzutreffen sein dürfte. Diese geologische Formation entspreche der, die in Mecklenburg-Vorpommern zu finden sei, wo die Tiefengeothermie-Projekte in Waren an der Müritz seit 1984 und in Neustadt-Glewe seit 1994 erfolgreich Erdwärme für tausende Haushalte liefern. „In Richtung Unterlüß dürften ähnlich gute Bedingungen zu finden sein“, gibt Franz eine Vorstellung über den Verlauf der geologischen Formation.

Bleibt die Frage, wie die Wärme zum Endverbraucher kommt, die Holger Schwenke, Geschäftsführer der SVO (Stromversorgung Osthannover) Holding GmbH, beantwortet. Der Chef des regionalen Energieversorgers skizziert, wie Haushalte in Celle perspektivisch mit Fernwärme aus Tiefengeothermie versorgt werden sollen. Zunächst gelte es, die umliegenden Orte Ahnsbeck und Lachendorf anzuschließen. Dort könnte dann die Abwärme einer Papierfabrik als „Booster“ genutzt werden, um die rund zwölf Kilometer bis zur Residenzstadt ohne großen Wärmeverlust zu überbrücken. Denn in Celle mit seinem mittelalterlichen Stadtkern herrsche aus Platz- und Denkmalschutzgründen ein hoher Bedarf an einer solchen zentralen Versorgung. Zu den nächsten Schritten sagt Schwenke an die Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums gewandt: „Jetzt warten wir nur noch auf ihren Förderbescheid, dann geht es los mit unserer Machbarkeitsstudie.“

Welche Bedeutung Geothermie hat, wirbt Carsten Mühlenmeier abschließend, wird das LBEG beim „Tag der Geothermie“ am Freitag und Samstag zeigen. „Auf Niedersachsens größter Erdwärmemesse für Hausbesitzerinnen und -besitzer, Häuslebauer, Handwerker, Kommunen und Stadtwerke können sich alle über sämtliche Aspekte rund um Erdwärmeheizungen und -anlagen informieren“, so der Behördenleiter.

Weitere Infos:

  • Mehr Details zum Projekt DemoCELL gibt es online beim Projektträger Jülich, der Projektträger des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie ist.
  • Erdwärme, die aus mehr als 400 Metern Tiefe gewonnen wird, gilt als bergfreier Bodenschatz und fällt damit unter das Bundesbergrecht. Dieser Tiefengeothermie steht die oberflächennahe Geothermie bis zu einer Tiefe von 400 Metern gegenüber, die davon unberührt bleibt.
  • Das LBEG ist zuständige Bergbehörde für Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen.
  • Aktuell befinden sich im Aufsichtsbezirk des LBEG 42 Erlaubnisfelder zur Aufsuchung von Erdwärme – 32 in Niedersachsen, sieben in Schleswig-Holstein, zwei in Bremen und eins in Hamburg.
  • Das LBEG ist neben seiner Eigenschaft als Bergbehörde auch Niedersächsischer Geothermiedienst (NGD), der fachlich neutral und wirtschaftlich unabhängig zu oberflächennaher und tiefer Geothermie berät sowie geowissenschaftliche Grundlagen schafft und pflegt.
  • Dabei unterstreicht das LBEG die Bedeutung der Geothermie als regenerative Energiequelle und bietet regelmäßig Veranstaltungen für die Allgemeinheit und das Fachpublikum an – so zum Beispiel den „Tag der Geothermie“ am 12. und 13. September am Hauptsitz des LBEG in Hannover: Tag der Geothermie 2025 – Erdwärme erleben! | Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie.

Pressekontakt: Eike Bruns, Tel.: 0511 643 2274, Björn Völlmar, Tel.: 0511 643 3010,

E-Mail: presse@lbeg.niedersachsen.de, Internet: http://www.lbeg.niedersachsen.de

Artikel-Informationen

erstellt am:
11.09.2025

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