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LBEG schließt Dioxin-Untersuchungen in der Okeraue ab: Prüfwert an 20 von 71 Standorten zwischen Oker und Müden überschritten

Die LBEG-Experten Uwe Hammerschmidt, Sven Evertsbusch und Michael Fleer (v.li.) untersuchen die Böden in der Okeraue auf Dioxingehalte.   Bildrechte: LBEG/Eike Bruns
Die LBEG-Experten Uwe Hammerschmidt, Sven Evertsbusch und Michael Fleer (v.li.) untersuchen die Böden in der Okeraue auf Dioxingehalte.

Welchen Einfluss haben Altlasten unter anderem aus den früheren Bergbautätigkeiten und industriellen Aktivitäten im Harz auf die Böden im Harzvorland? Dieser Frage ist das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) als niedersächsische Fachbehörde für Bodenschutz nachgegangen. Im Blickpunkt standen dabei mögliche Dioxinbelastungen entlang der Oker.

Der Fluss ist eines der größten Fließgewässer, das den Harz verlässt und in dessen Einzugsgebiet Rückstände von Bergbauaktivitäten und Industrie zu finden sind. Gleichzeitig werden insbesondere am Unterlauf der Oker angrenzende Gebiete von der Landwirtschaft als Grünlandfläche unter anderem für die Futtermittelgewinnung genutzt. Daher haben die Bodenexperten des LBEG die Okeraue vom Harzrand bis zur Mündung in die Aller an insgesamt 71 Standorten untersucht, um zu analysieren, ob und wo der neue Prüfwert für Grünland überschritten wird und sich somit negativ auf die Futtermittel auswirken könnte.

Seit der Novellierung der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) zum August 2023 liegt dieser Prüfwert (für Dioxine und Furane) bei 15 Nanogramm WHO-TEQ pro Kilogramm Trockenmasse. Dabei steht TEQ für den sogenannten Toxizitätsäquivalenzfaktor, den die Weltgesundheitsorganisation WHO festgelegt hat. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass dieser Wert an insgesamt 20 der 71 untersuchten Standorte überschritten wird.

Die Übersichtskarte zeigt, dass die Dioxinbelastung insbesondere in den Überschwemmungsgebieten im Nordwesten Braunschweigs besonders hoch ist.   Bildrechte: LBEG
Die Übersichtskarte zeigt, dass die Dioxinbelastung insbesondere in den Überschwemmungsgebieten im Nordwesten Braunschweigs besonders hoch ist.

Vielfach liegen diese Orte zwischen Oker-Harlingerode und Vienenburg (Landkreis Goslar). Dort allerdings werden die Okerauen nicht für die Futtermittelgewinnung genutzt, so dass ein Einfluss auf die Viehhaltung oder letztlich auf den Menschen über diesen sogenannten Wirkungspfad nicht zu erwarten ist. Anders sieht es hingegen im Nordwesten Braunschweigs zwischen Ölper und dem Mittellandkanal aus, wo die Auen landwirtschaftlich genutzt werden und wo in der Veltenhofer Schleife der Spitzenwert von 55 Nanogramm gemessen wurde.

Uwe Hammerschmidt, der die beiden Probenahmekampagnen des LBEG im Jahr 2023 und 2024 geleitet hat, sieht die Gründe für die hohen Werte vor allem in Hochwasserereignissen. „Der auffällige Bereich im Nordwesten von Braunschweig wird häufig und langandauernd überschwemmt und weist daher die hohen Stoffgehalte auf“, erklärt der Diplom-Geograph. Da das Homologenmuster, also die Struktur der gefundenen Dioxine, über die gesamte untersuchte Strecke annähernd identisch sei, könne man davon ausgehen, dass die Quelle bei den dioxinemittierenden Betrieben im Bereich Oker-Harlingerode gelegen hat. „Über den Wasserpfad sind die Dioxine bei Überschwemmungen in die Aue gelangt und wurden dort abgelagert“, so Uwe Hammerschmidt. Daher sei auch davon auszugehen, dass es heutzutage keine weiteren nennenswerten Schadstoffeinträge mehr gibt und es sich hauptsächlich um eine Umlagerung von belastetem Material handelt.

Die weiteren Untersuchungen an einem Bodenprofil bis in circa 80 Zentimeter Tiefe haben gezeigt, dass in diesem Bereich intensive Ablagerungsprozesse in den vergangenen 50 bis 70 Jahren stattgefunden haben. In dieser Zeit wurden rund 35 Zentimeter Bodenmaterial in der Aue abgelagert.

In der Folge ist nun der Transferpfad Boden-Futtermittel durch die Entnahme und Analytik von Grünlandaufwuchsproben durch das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) geprüft worden. Dabei wurde der relevante Höchstgehalt im Futtermittel für Dioxine und Furane in keiner der entnommenen elf Proben überschritten. Für die ebenfalls untersuchten Schwermetalle gab es jedoch fünf Überschreitungen des zulässigen Höchstgehaltes für Cadmium.

Weitere Infos:

  • Nachdem Dioxine in Lebensmitteln nachgewiesen werden konnten, hatte die Stadt Braunschweig das Expertenteam des Landes, das aus der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, dem LAVES und dem LBEG besteht, einberufen und Bodenuntersuchungen unternommen.
  • Da neben der Stadt Braunschweig auch die Landkreise Goslar, Wolfenbüttel, Gifhorn und Peine betroffen sein konnten, finanzierte das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz die Untersuchungskampagne des LBEG im Jahr 2023. Die Fortführung der Kampagne im vergangenen Jahr bestritt das LBEG aus Eigenmitteln.
  • Die detaillierten Ergebnisse der Bodenuntersuchungen hat das LBEG auf seiner Webseite unter https://www.lbeg.niedersachsen.de/startseite/boden_grundwasser/bodenschutz/stoffliche_bodenbelastungen/bodenuntersuchungen-in-der-okeraue-240764.html zusammengestellt.
  • Das LBEG ist Fachbehörde für Bodenschutz und Staatlicher Geologischer Dienst für Niedersachsen. Die Erfassung von Aufbau, Eigenschaften und Verbreitung sowie der Schutz von Böden sind damit Teil der Arbeiten des LBEG.
  • Die Oker ist knapp 130 Kilometer lang, entspringt am Bruchberg südöstlich von Altenau und verlässt beim Goslarer Stadtteil Oker den Harz. Insbesondere durch das Industriegebiet Oker-Harlingerode gelangten in der Vergangenheit zahlreiche belastende Stoffe in den Fluss. Die Oker mündet bei Müden (Landkreis Gifhorn) in die Aller.

Pressekontakt: Eike Bruns, Tel.: 0511 643 2274, Björn Völlmar, Tel.: 0170 1798865,

E-Mail: presse@lbeg.niedersachsen.de, Internet: http://www.lbeg.niedersachsen.de

Artikel-Informationen

erstellt am:
07.05.2025

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