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erstellt am:
07.05.2025
Welchen Einfluss haben Altlasten unter anderem aus den früheren Bergbautätigkeiten und industriellen Aktivitäten im Harz auf die Böden im Harzvorland? Dieser Frage ist das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) als niedersächsische Fachbehörde für Bodenschutz nachgegangen. Im Blickpunkt standen dabei mögliche Dioxinbelastungen entlang der Oker.
Der Fluss ist eines der größten Fließgewässer, das den Harz verlässt und in dessen Einzugsgebiet Rückstände von Bergbauaktivitäten und Industrie zu finden sind. Gleichzeitig werden insbesondere am Unterlauf der Oker angrenzende Gebiete von der Landwirtschaft als Grünlandfläche unter anderem für die Futtermittelgewinnung genutzt. Daher haben die Bodenexperten des LBEG die Okeraue vom Harzrand bis zur Mündung in die Aller an insgesamt 71 Standorten untersucht, um zu analysieren, ob und wo der neue Prüfwert für Grünland überschritten wird und sich somit negativ auf die Futtermittel auswirken könnte.
Seit der Novellierung der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) zum August 2023 liegt dieser Prüfwert (für Dioxine und Furane) bei 15 Nanogramm WHO-TEQ pro Kilogramm Trockenmasse. Dabei steht TEQ für den sogenannten Toxizitätsäquivalenzfaktor, den die Weltgesundheitsorganisation WHO festgelegt hat. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass dieser Wert an insgesamt 20 der 71 untersuchten Standorte überschritten wird.
Vielfach liegen diese Orte zwischen Oker-Harlingerode und Vienenburg (Landkreis Goslar). Dort allerdings werden die Okerauen nicht für die Futtermittelgewinnung genutzt, so dass ein Einfluss auf die Viehhaltung oder letztlich auf den Menschen über diesen sogenannten Wirkungspfad nicht zu erwarten ist. Anders sieht es hingegen im Nordwesten Braunschweigs zwischen Ölper und dem Mittellandkanal aus, wo die Auen landwirtschaftlich genutzt werden und wo in der Veltenhofer Schleife der Spitzenwert von 55 Nanogramm gemessen wurde.
Uwe Hammerschmidt, der die beiden Probenahmekampagnen des LBEG im Jahr 2023 und 2024 geleitet hat, sieht die Gründe für die hohen Werte vor allem in Hochwasserereignissen. „Der auffällige Bereich im Nordwesten von Braunschweig wird häufig und langandauernd überschwemmt und weist daher die hohen Stoffgehalte auf“, erklärt der Diplom-Geograph. Da das Homologenmuster, also die Struktur der gefundenen Dioxine, über die gesamte untersuchte Strecke annähernd identisch sei, könne man davon ausgehen, dass die Quelle bei den dioxinemittierenden Betrieben im Bereich Oker-Harlingerode gelegen hat. „Über den Wasserpfad sind die Dioxine bei Überschwemmungen in die Aue gelangt und wurden dort abgelagert“, so Uwe Hammerschmidt. Daher sei auch davon auszugehen, dass es heutzutage keine weiteren nennenswerten Schadstoffeinträge mehr gibt und es sich hauptsächlich um eine Umlagerung von belastetem Material handelt.
Die weiteren Untersuchungen an einem Bodenprofil bis in circa 80 Zentimeter Tiefe haben gezeigt, dass in diesem Bereich intensive Ablagerungsprozesse in den vergangenen 50 bis 70 Jahren stattgefunden haben. In dieser Zeit wurden rund 35 Zentimeter Bodenmaterial in der Aue abgelagert.
In der Folge ist nun der Transferpfad Boden-Futtermittel durch die Entnahme und Analytik von Grünlandaufwuchsproben durch das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) geprüft worden. Dabei wurde der relevante Höchstgehalt im Futtermittel für Dioxine und Furane in keiner der entnommenen elf Proben überschritten. Für die ebenfalls untersuchten Schwermetalle gab es jedoch fünf Überschreitungen des zulässigen Höchstgehaltes für Cadmium.
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