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Niedersachsen auf dem Weg zum Geothermieland

07.07.2011


Die Geothermie als umweltfreundliche und heimische Energiequelle gewinnt auch in Niedersachsen immer mehr an Bedeutung. Nach Schätzungen der Geschäftsstelle Geothermie des Landes Niedersachsen im Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) sind bereits etwa 9200 Anlagen der oberflächennahen Geothermie in Betrieb. „Im Zuge des Ausbaues erneuerbarer Energien schreitet bei uns im Norden auch die Entwicklung der mitteltiefen und tiefen Geothermie voran“, sagte Joachim Fritz, Leiter der LBEG-Geschäftsstelle, heute bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie für das in Munster geplante erste kommerzielle Geothermiekraftwerk für Wärme- und Stromerzeugung in Niedersachsen.

„In Niedersachsen sind neben Munster zurzeit mehrere Tiefengeothermie-Vorhaben in der Planung“, so Fritz. Einen Schritt weiter ist bereits die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) mit ihrem Pilot-Projekt „GeneSys“. Nach der im Jahr 2009 erfolgten Bohrung wurden jetzt im Mai die Gesteinsschichten in knapp 4 Kilometer Tiefe für den geologischen Wärmetauscher erfolgreich aufgeschlossen. Mit „GeneSys“ erprobt die BGR ein neues Konzept zur Direktnutzung von tiefer Erdwärme. Die Förderung des heißen Wassers und die anschließende Rückführung des abgekühlten Wassers erfolgt im Unterschied zu anderen Geothermie-Vorhaben in einer Bohrung. Auf diese Weise werden die Bohrkosten reduziert. Das rund 20 Millionen Euro teure Projekt wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) finanziert. „GeneSys“, mit einer thermischen Leistung von zwei Megawatt, soll ab 2014 das GEOZENTRUM Hannover, in dem auch das LBEG seinen Sitz hat, mit Erdwärme beheizen.

„Bisher wird tiefe Geothermie vorwiegend in Süddeutschland genutzt. Doch auch im Norddeutschen Becken besitzt die Erdwärme-Nutzung aus großen Tiefen trotz ungünstigerer geologischer Bedingungen ein Zukunftspotenzial. Allerdings sind weitere Erkundungsarbeiten erforderlich, um die Rolle der tiefen Geothermie im künftigen Energiemix genauer abschätzen zu können“, so Fritz. Der Leiter der niedersächsischen Geschäftsstelle Geothermie über die Vorteile der Erdwärme-Nutzung: „Geothermie ist nicht nur grundlastfähig, sondern nahezu überall verfügbar und als Energiequelle praktisch unerschöpflich.“

Die tiefe Geothermie mit Bohrungstiefen von meist mehreren tausend Metern dient der Versorgung von Wärmenetzen und der Stromerzeugung durch direkte Nutzung der Erdwärme. Unterschieden wird zwischen hydrothermalen Systemen, die die Wärme aus natürlich vorkommenden tiefen Wasserleitern nutzen, und so genannten Enhanced Geothermal Systems, bei denen ausreichende Wasserwegsamkeiten erst durch Frac-Maßnahmen geschaffen werden. Als Teil des Norddeutschen Beckens verfügt Niedersachsen über Gebiete, die geeignete tiefe Wasserleiter (Aquifere) für die hydrothermale tiefe Geothermie aufweisen können.

In der oberflächennahen (bis 400 Meter Tiefe) und mitteltiefen (400-1000 Meter Tiefe) Geothermie wird Erdwärme unter Zuhilfenahme von Wärmepumpen zur Beheizung oder auch zur direkten Kühlung von Gebäuden genutzt. Seit einigen Jahren werden im Bereich der oberflächennahen Geothermie auch immer mehr größere Erdwärmesondenfelder zur Beheizung und Kühlung von Wohn- und Bürogebäuden errichtet.

Niedersachsen ist mit der hier ansässigen Industrie im Bereich Tiefbohrtechnik sowie den Service- bzw. Zulieferfirmen und den Forschungsinstitutionen Wissenszentrum und Exportland für Know-how im Bereich der tiefen Geothermie und der Erkundung des tiefen Untergrundes.


Ansprechpartner:

Joachim Fritz, Tel. 0511/ 643-3565
E-Mail: joachim.fritz@lbeg.niedersachsen.de

Pressesprecher:

Andreas Beuge, Tel.: 0511-643-2679, Mobil: 0170-8569662,
E-Mail: Andreas.Beuge@lbeg.niedersachsen.de
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