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Erdgasförderung: Immissionsmessungen im Landkreis Rotenburg

06.08.2015


Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) führt derzeit eine Immissionsmessung im Erdgasfeld Söhlingen (Landkreis Rotenburg/Wümme) durch. Eine vom LBEG beauftragte Ingenieurgesellschaft ermittelt seit Anfang Juli am südlichen Ortsrand von Söhlingen die Konzentrationen von leichtflüchtigen aromatischen Kohlenwasserstoffen (BTEX) und Quecksilber (Erklärung siehe unten) in der Luft. Mit der Messung bestimmt das LBEG, wie stark die Umgebungsluft an dieser Stelle belastet ist und ob die Konzentration oberhalb der üblichen Hintergrundwerte (Erklärung siehe unten) der Luft liegen. Die Messungen erfolgen bis Dezember 2015, die Ergebnisse werden danach auf der Internetseite des LBEG veröffentlicht.

Die Ingenieurgesellschaft bestimmt mit einem sogenannten Passivsammler (Bild im Anhang, Erklärung siehe unten) monatlich die BTEX-Konzentrationen und mit einem sogenannten Sorptionsrohr (Erklärung siehe unten) 14-tägig die Quecksilber-Konzentrationen in der Luft. Das Messkonzept entspricht den Vorgaben des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft - TA Luft). Eine Zuordnung der festgestellten Werte zu einer spezifischen Quelle (wie z.B. einer Fackel) ist durch die Messung nicht möglich.

Bereits 2012 hatte das LBEG Immissionsmessungen im Erdgasfeld Söhlingen durchgeführt (Hintergrund siehe unten). Anlass für die damaligen Messungen war eine vermutete Belastung der Umgebungsluft mit BTEX-Aromaten und Quecksilber durch Emissionen der Erdgasförderung. 2012 wurden keine erhöhten BTEX- und Quecksilber-Belastungen festgestellt.

Neben den aktuellen Messungen erarbeitet die beauftragte Ingenieurgesellschaft derzeit auch ein Konzept zur Erfassung von Immissionen bei Fackelarbeiten.

Hintergrund:

BTEX:

Die leichtflüchtigen aromatischen Kohlenwasserstoffe Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylol weisen eine ähnliche chemische Struktur auf und werden zusammen als BTEX-Aromate bezeichnet. Sie kommen in geringen Konzentrationen in Rohöl und Erdgas vor.

Benzol wird z.B. bei Waldbränden, der Verbrennung von Heizöl, Kohle oder Benzin freigesetzt. Eine Hauptquelle für Benzol in der Außenluft ist daher der Kraftfahrzeugverkehr. Die städtische Grundbelastung von Benzol beträgt etwa 1µg/m³ (Mikrogramm pro Kubikmeter Luft) die ländliche 1µg/m³ oder weniger.

Quecksilber:

Quecksilber ist ein chemisches Element (Hg) und als einziges Metall bereits bei Zimmertemperatur flüssig. In der Erdkruste liegt es überwiegend gebunden als Sulfid (Zinnober) aber auch in elementarer Form (Metall) vor. In der Luft liegen die Quecksilber-Konzentrationen in unbelasteten Gebieten bei 2 bis 5 Nanogramm/Kubikmeter (ng/m³), in Ballungsgebieten bei bis zu 10 ng/m³ und in unmittelbarer Umgebung von Industrieanlagen um 1Mikrogramm/Kubikmeter (μg/m³). Die bedeutendsten Quellen von Quecksilber sind Emissionen aus den Ozeanen, Vulkantätigkeit, das Verbrennen von Biomasse, die Goldgewinnung, die Zementproduktion, die Müllverbrennung und die Chlor-Alkali-Elektrolyse zur Erzeugung wichtiger Grundchemikalien.

Hintergrundwert:

Bei einem Hintergrundwert handelt es sich um einen Orientierungswert über den allgemein verbreiteten Gehalt eines Schadstoffes oder einer Schadstoffgruppe in Böden, Gewässern oder der Luft. Er stellt die Summe aus der natürlichen Vorbelastung und der Vorbelastung durch weiträumige Einträge aufgrund menschlicher Aktivitäten (z.B. Kraftfahrzeugverkehr) dar.

Passivsammler:

Der Passivsammler besteht aus einem Glasröhrchen, das Aktivkohle enthält und an beiden Enden mit einem weißen porösen Stopfen aus Celluloseacetat verschlossen ist. Zur Probenahme wird der Sammler aus der Transportflasche herausgenommen und in einen ebenfalls mitgelieferten Kunststoffhalter geklemmt. Das Sammelsystem ist dadurch „aktiviert“.

Das Benzol diffundiert als leichtflüchtiger Schadstoff der Umgebungsluft durch die Stopfen in das Röhrchen und wird an der Aktivkohle angereichert. Die Probenahmedauer hängt von der Messaufgabe ab. Schwankungen der Umgebungstemperatur und der relativen Luftfeuchte werden bei der Messung berücksichtigt.

Sorptionsrohr:

Die Probenahme erfolgt durch zwei hintereinander geschaltete spezielle Sorptionsröhrchen. Das in diesen Röhrchen befindliche Gold-Platin-Netz adsorbiert (anlagern) die in der Gasphase vorhandenen Quecksilber-Dämpfe im sogenannten „Amalgamverfahren“. Durch Erhitzen im Labor wird das adsorbierte Quecksilber wieder freigesetzt und der Quecksilbergehalt mittels Atomabsorptionsspektrometer (AAS) bestimmt. Durch dieses Anreicherungsverfahren ist es möglich, sehr niedrige Quecksilberkonzentrationen in der Luft zu bestimmen (ng/m³).

Messkampagne 2012:

Bereits 2012 hatte das LBEG Immissionsmessungen im Erdgasfeld Söhlingen durchgeführt. Dabei wurden keine erhöhten BTEX- und Quecksilber-Belastungen in der Umgebungsluft von Erdgasförderanlagen festgestellt.

Die Werte lagen im Bereich der Hintergrundwerte für aromatische Kohlenwasserstoffe bzw. Orientierungswerte für Quecksilber und damit deutlich unterhalb der immissionsschutzrechtlichen Beurteilungswerte.

Zur Messkampagne 2012


Dr. Thomas Schubert, Tel.: +49-(0)511-643-3470,
E-Mail: thomas.schubert@lbeg.niedersachsen.de
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