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Immissionsmessungen im Landkreis Rotenburg: Keine auffälligen Werte festgestellt

12.05.2016


Das Immissions-Messprogramm des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) im Erdgasfeld Söhlingen (Landkreis Rotenburg/Wümme) steht kurz vor dem Abschluss. Ein vom LBEG beauftragtes, unabhängiges Ingenieurbüro hatte vom 1. Juli 2015 bis zum 3. April 2016 durchgehend am südlichen Ortsrand von Söhlingen eine Messstation betrieben. Mit dieser Dauermessstation untersuchte das LBEG über einen längeren Zeitraum, ob eine erhöhte Belastung der Umgebungsluft mit BTEX und Quecksilber in Folge der Erdgasförderung besteht.

Das vorläufige Ergebnis dieser Langzeituntersuchung liegt für Quecksilber bei durchschnittlich 1,6 ng/m³ (Nanogramm/Kubikmeter), die Empfehlung der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz (LAI) beträgt 50 ng/m³. Für Benzol liegt der durchschnittliche Messwert bei 0,4 µg/m³ (Mikrogramm/Kubikmeter), der entsprechende Grenzwert der Technischen Anleitung Luft beträgt 5 µg/m³. Damit befinden sich die vorläufig ermittelten Konzentrationen auf einem vergleichsweise sehr niedrigen Niveau.

Zusätzlich wurden bis Ende April Messungen im näheren Umfeld von Fackelarbeiten im Erdgasfeld Söhlingen durchgeführt. Dabei wurden während der Fackelarbeiten an mehreren Stellen gleichzeitig die Konzentrationen von BTEX und Quecksilber in der Luft gemessen. Auch während dieser Fackelarbeiten wurden keine auffälligen Werte ermittelt. Die Durchführung einer weiteren Messung im Zusammenhang mit Fackelarbeiten im Umfeld eines Erdgasförderplatzes ist noch in diesem Monat geplant.

Das Ingenieurbüro setzte für die Messungen einen sogenannten Passivsammler zur monatlichen Bestimmung der BTEX-Konzentration ein. Die Quecksilber-Konzentrationen in der Luft wurden 14-tägig mit einem sogenannten Sorptionsrohr gemessen. Das Messkonzept entspricht den Vorgaben des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft - TA Luft).

Bereits 2012 wurden im Auftrag des LBEG Immissionsmessungen im Erdgasfeld Söhlingen durchgeführt. Auch damals wurden keine erhöhten BTEX- und Quecksilber-Belastungen festgestellt.

Neben den Immissionsmessungen führt das LBEG aktuell noch das Untersuchungsprogramm zu möglichen Schadstoffbelastungen im Umfeld von 200 Erdgasförderplätzen durch. Dieses Programm startete am 27. Juli 2015 in Bothel (Landkreis Rotenburg). Bisher wurden bei den Untersuchungen keine Bodenbelastungen durch Schwermetalle oder Kohlenwasserstoffe festgestellt. Alle Ergebnisse der ausgewerteten Bodenuntersuchungen unterschreiten die Prüfwerte der Bundes-Bodenschutzverordnung (BBodSchV), so dass von den Böden keine Gefahr für Mensch und Umwelt ausgeht.

Das LBEG hatte am 17. November 2015 eine Pressemitteilung mit ersten Zwischenergebnissen zu den Untersuchungen im Umfeld der 200 Erdgasförderplätze veröffentlicht. Weitere Zwischenergebnisse dieses Untersuchungsprogramms werden voraussichtlich im Juli im Rahmen einer Pressekonferenz im GEOZENTRUM Hannover vorgestellt, zu der das LBEG noch gesondert einladen wird.

Erläuterungen / Hintergrund

BTEX:

Die leichtflüchtigen aromatischen Kohlenwasserstoffe Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylol weisen eine ähnliche chemische Struktur auf und werden zusammen als BTEX-Aromate bezeichnet. Sie kommen in geringen Konzentrationen in Rohöl und Erdgas vor.

Benzol wird z.B. bei Waldbränden, der Verbrennung von Heizöl, Kohle oder Benzin freigesetzt. Eine Hauptquelle für Benzol in der Außenluft ist daher der Kraftfahrzeugverkehr. Die städtische Grundbelastung von Benzol beträgt etwa 1µg/m³ (Mikrogramm pro Kubikmeter Luft) die ländliche 1µg/m³ oder weniger.

Quecksilber:

Quecksilber ist ein chemisches Element (Hg) und als einziges Metall bereits bei Zimmertemperatur flüssig. In der Erdkruste liegt es überwiegend gebunden als Sulfid (Zinnober) aber auch in elementarer Form (Metall) vor. In der Luft liegen die Quecksilber-Konzentrationen in unbelasteten Gebieten bei 2 bis 5 Nanogramm/Kubikmeter (ng/m³), in Ballungsgebieten bei bis zu 10 ng/m³ und in unmittelbarer Umgebung von Industrieanlagen um 1 Mikrogramm/Kubikmeter (μg/m³). Die bedeutendsten Quellen von Quecksilber sind Emissionen aus den Ozeanen, Vulkantätigkeit, das Verbrennen von Biomasse, die Goldgewinnung, die Zementproduktion, die Müllverbrennung und die Chlor-Alkali-Elektrolyse zur Erzeugung wichtiger Grundchemikalien.

Passivsammler:

Der Passivsammler besteht aus einem Glasröhrchen, das Aktivkohle enthält und an beiden Enden mit einem porösen Stopfen aus Celluloseacetat verschlossen ist. Zur Probenahme wird der Sammler aus der Transportflasche herausgenommen und in einen vor Nässe geschützten Kunststoffhalter geklemmt. Das Sammelsystem ist dadurch „aktiviert“.

Das Benzol diffundiert als leichtflüchtiger Schadstoff der Umgebungsluft durch die Stopfen in das Röhrchen und wird an der Aktivkohle angereichert. Die Probenahmedauer hängt von der Messaufgabe ab, sie beträgt i.d.R. einen Monat. Schwankungen der Umgebungstemperatur und der relativen Luftfeuchte werden bei der Messung berücksichtigt. Dabei handelt es sich um ein standardisiertes verfahren nach DIN EN 14662-5.

Sorptionsrohr:

Für die Messung von gasförmigem Quecksilber wird Außenluft durch zwei hintereinander geschaltete Quarzglasrohre gesaugt. Das Messprinzip basiert auf der Adsorption (Anreicherung) des gesamten gasförmigen Quecksilbers auf einer Goldfalle, der anschließenden thermischen Desorption von der Goldfalle und der Bestimmung als gasförmiges elementares Quecksilber mittels Kaltdampf-Atomabsorptionsspektrometrie (CVAAS). Dabei handelt es sich um ein standardisiertes Verfahren nach DIN EN 15852 bzw. VDI 2267 Blatt 8. Durch dieses Anreicherungsverfahren ist es möglich, sehr niedrige Quecksilberkonzentrationen in der Luft zu bestimmen (ng/m³).

Messkampagne 2012:

Bereits 2012 hatte das LBEG Immissionsmessungen im Erdgasfeld Söhlingen durchgeführt. Dabei wurden keine erhöhten BTEX- und Quecksilber-Belastungen in der Umgebungsluft von Erdgasförderanlagen festgestellt.

Die Werte lagen im Bereich der Hintergrundwerte für aromatische Kohlenwasserstoffe und Quecksilber und damit deutlich unterhalb der immissionsschutzrechtlichen Beurteilungswerte.


Immissionsmessungen 2012


Kontakt: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Tel.: 0511 643 3086
E-Mail: info@lbeg.niedersachsen.de

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