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Grundwasserstände pendeln zwischen Extremen - LBEG-Experten sehen zumindest vorübergehend eine Entspannung

In keinem Winter ist seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Niedersachsen so viel Niederschlag verzeichnet worden wie im zurückliegenden Winter. Das hat dazu geführt, dass sich die sehr niedrigen Grundwasserstände mehr als nur erholen konnten und lokal zu Höchstständen angewachsen sind – und das sehr viel schneller als gedacht.

Die Daten des Niedersächsischen Kompetenzzentrums Klimawandel (NIKO), in dem auch das LBEG mitarbeitet, zeigen, dass im Herbst und Winter zeitweise in einigen Bereichen mehr als doppelt so viel Niederschlag gefallen ist als im langjährigen Mittel.   Bildrechte: NIKO
Die Daten des Niedersächsischen Kompetenzzentrums Klimawandel (NIKO), in dem auch das LBEG mitarbeitet, zeigen, dass im Herbst und Winter zeitweise in einigen Bereichen mehr als doppelt so viel Niederschlag gefallen ist als im langjährigen Mittel.

„Die vielen Niederschläge in den zurückliegenden Monaten bestätigen unsere Erwartungen“, sagt Gabriele Ertl. Die Hydrogeologin beim Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) ist Expertin für Grundwasserneubildung und betrachtet Klimadaten über längere Zeiträume von mindestens 30 Jahren. Und diese sagen voraus, dass unsere Sommer trockener und unsere Winter niederschlagsreicher werden.

„Dass sich allerdings die stark belasteten Grundwasserleiter derart schnell erholen konnten, war nicht unbedingt zu erwarten“, fügt Axel Lietzow an, der beim LBEG zuständig ist für die Beurteilung von Grundwasservorkommen und -bewirtschaftung. „Unter durchschnittlichen Bedingungen hätte es Jahre gedauert, um die aktuellen Grundwasserstände zu erreichen. Jetzt waren es gerade einmal drei Monate.“

Nach den vielen Niederschlägen des Winters sind viele Flächen zeitweise überflutet.   Bildrechte: LBEG/Eike Bruns
Nach den vielen Niederschlägen des Winters sind viele Flächen zeitweise überflutet.

Warum gerade die Winterniederschläge wichtig für das Grundwasser sind, erklärt Gabriele Ertl: „Die Vegetation hat einen deutlichen geringeren Wasserbedarf, zudem gibt es durch die niedrigen Temperaturen wenig Verdunstung. So können große Anteile der Niederschläge im Boden versickern.“ Das ist im zurückliegenden Winter landesweit umfassend geschehen. Mancherorts hätte die Grundwasserneubildung sogar noch höher ausfallen können. „In Regionen, in denen die Böden die hohen Niederschläge nicht schnell genug und in vollem Umfang aufnehmen können, fließt das Wasser zügig ab und kommt nur zu einem geringeren Teil dem Grundwasser zugute“, so die Hydrogeologin.

Zwar machen sich die hohen Niederschlagsmengen durch nasse Keller – teilweise drückt das Grundwasser immer noch durch die Wände – sowie nicht befahrbare landwirtschaftliche Flächen und Aufwuchsschäden beim Wintergetreide negativ bemerkbar. Aber dem steht nun nach Jahren der Trockenheit eine grundsätzlich sehr gute Grundwassersituation gegenüber. „Debatten wie zum Beispiel jüngst über die Feldberegnung haben wir dieses, vielleicht sogar kommendes Jahr voraussichtlich nicht zu erwarten“, schätzt Axel Lietzow. Anlass, sich entspannt zurückzulehnen, sei das aber nicht, so der Grundwasserexperte. Er erinnert dabei an das sehr feuchte Jahr 2017, dem die sehr trockenen Jahre 2018 und 2019 folgten.

Dazu ergänzt Gabriele Ertl, dass viele Landkreise trotz der derzeitigen Grundwassersituation Allgemeinverfügungen im Sommer weiterhin nicht ausschließen. „Das zeigt, dass der bewusste Umgang mit unserer wertvollen Ressource Wasser immer mehr angenommen wird“, so die Hydrogeologin. Bei der Grundwasserneubildung betrachte man ohnehin nicht kurzfristige Zeiträume wie einen Winter, sondern mehrere Jahrzehnte. „Und nach diesen Betrachtungen ist es nötig, den Wasserrückhalt in der Fläche zu verbessern und zukünftig mehr Niederschläge für die Versickerung in den Boden zurückzuhalten.“ Dafür fördert die niedersächsische Landesregierung im Rahmen der Klimafolgenanpassung bereits jetzt zahlreiche Programme wie zum Beispiel das Projekt „Nachhaltiges Wassermengenmanagement Einzugsgebiete Ahlder und Engdener Bach“. Das nützt der Verbesserung des Grundwasser-Dargebots, beugt Dürresituationen vor und unterstützt die Hochwasservorsorge.

Abschließend eröffnet Axel Lietzow eine andere Perspektive auf die großflächige Hochwassersituation des abgelaufenen Winters in Niedersachsen: „Durch die niedrigen Stände konnten die Grundwasserleiter sehr viel vom Hochwasser aufnehmen. Hätten wir bereits im Frühherbst hohe Grundwasserstände gehabt, wäre die Hochwassersituation in einigen Bereichen noch deutlich kritischer ausgefallen.“

Weitere Infos:

  • Das LBEG stellt als Staatlicher Geologischer Dienst für Niedersachsen Planungsgrundlagen für Politik, Behörden und Privatwirtschaft zur Verfügung. Ein wesentlicher Arbeitsbereich untersucht die Grundwasser-Neubildung unter Berücksichtigung der Veränderungen, die mit dem Klimawandel einhergehen.
  • Zur Ermittlung der Grundwasserneubildung wird das Wasserhaushaltsmodell mGROWA genutzt. Unter Berücksichtigung klimatischer Faktoren, von Bodeneigenschaften, Landnutzung, Topographie sowie hydrogeologischen Eigenschaften des Untergrunds wird der Anteil des Niederschlags, der dem Grundwasser zufließt, bilanziert.
  • Weitere Informationen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf das Grundwasser und zum Wasserhaushaltsmodell mGROWA hat das LBEG im Internet unter der Adresse https://www.lbeg.niedersachsen.de/startseite/boden_grundwasser/klimawandel/auswirkungen_auf_grundwasser/auswirkungen-des-klimawandels-auf-das-grundwasser-177245.html veröffentlicht.
  • Das LBEG nimmt am Klimakompetenznetzwerk des Niedersächsischen Klimakompetenzzentrums NIKO teil, das Klimadaten der Vergangenheit und der projizierten Zukunft aufbereitet und eine vereinheitlichte Datengrundlage in Niedersachsen schafft.

Pressekontakt: Eike Bruns, Tel.: 0511 643 2274, Björn Völlmar, Tel.: 0511 643 3086,

E-Mail: presse@lbeg.niedersachsen.de, Internet: http://www.lbeg.niedersachsen.de

Artikel-Informationen

erstellt am:
15.03.2024

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